Originalartikel

Bedarf an Myopie-Management in Deutschland

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Veröffentlicht am:
1 Ph.D.
2 Dipl. Physik
3 Carl Zeiss Vision GmbH, Aalen, Deutschland
4 Carl Zeiss Vision International GmbH, Aalen, Deutschland
Schlüsselwörter
Myopie
Myopie-Management
Myopie-Progression in Deutschland
Myopie in Deutschland
Refraktionsfehler in Deutschland
Keywords
myopia
myopia management
myopia progression in Germany
myopia in Germany
refractive error in Germany
Zusammenfassung

Zweck: Die zunehmende Prävalenz der Myopie vor allem in Südostasien und die prognostizierte Zunahme der Prävalenz in westlichen Ländern wird dazu führen, dass mehr Kinder von einem Myopie-Management profitieren. Die aktuelle Untersuchung hat evaluiert, wie viele Kinder in Deutschland bereits jetzt ein solches Management benötigen, und zwar basierend auf der longitudinalen Progression, abgebildet durch einen „Real World“-Datensatz.

Material und Methoden: Die Euronet-Datenbank mit einem Gesamtdatensatz von > 1 Million Brillenglas-Bestellungen von 408 Augenoptikbetrieben aus Deutschland aus den Jahren 2000 bis 2020 diente als Grundlage für die vorliegende Analyse. Der Datensatz wurde bezüglich Alter (8 - 14 Jahre), und dem Vorhandensein von longitudinalen Bestelldaten gefiltert (Ausgangsbestellung und zweite Bestellung nach 11 - 24 Monate), so dass ein Datensatz von 64.825 Refraktionen (Sphärisches Äquivalent, SÄ) des rechten Auges vorlag. Weiterhin wurden die Daten hinsichtlich einer myopen Refraktion (SÄ ≤ −0,5 dpt, n = 52.936) gefiltert und die verbliebenen Daten unterschieden in Kinder mit einer jährlichen Progression des SÄ von ≤ −0,50 dpt (Kriterium für die Anwendung von Myopie-Management, n = 25.432) beziehungsweise einer jährlichen Progression > −0,50 dpt (n = 27.504). Neben der initialen Analyse „Wie viele Kinder pro Augenoptikbetrieb und pro Jahr benötigen ein Myopie-Management“, wurden die Daten hinsichtlich der Verteilung der Refraktion sowie der Ausgangsrefraktion und Refraktion der zweiten Bestellung ausgewertet und mit den Daten von myopen Kindern unterhalb der definierten Progressionsschwelle verglichen.

Ergebnisse: Kinder jeden Alters benötigen ein Management der Myopie, wobei die Anzahl mit dem Alter zunimmt. Es gibt mehr jüngere Kinder, die von einem Management der Myopie profitieren würden, als Kinder, die eine reine Sehkorrektion benötigen (60 % aller Kinder im Alter von 7 Jahren und 30 % aller Kinder im Alter von 14 Jahren). Die Ausgangskorrektion von myopen Kindern mit hoher Progression ist im Bereich −1,50 dpt bis −2,00 dpt, wobei die Korrektion der zweiten Bestellung im Mittel −3,50 dpt beträgt, vor allem bei jüngeren Kindern. Im Gegensatz dazu haben Kinder mit späterem Beginn und geringerer Progression ein durchschnittliches SÄ von −1,62 dpt und benötigen im Mittel eine zweite Korrektion von −2,00 dpt.


Fazit: Das Bewusstsein für die Kurzsichtigkeit, deren Fortschreiten und ihre möglichen Auswirkungen auf die Augengesundheit muss in Deutschland erhöht werden. Es gilt, dass Kinder, die ein Myopie-Management benötigen, von effizienten Behandlungsmöglichkeiten profitieren.

Abstract

Purpose: The increasing prevalence of myopia, particularly in Southeast Asia, and the predicted increase of the prevalence of myopia in Western countries mean that more children will benefit from myopia management. The current study evaluated by retrospectively analyzing electronic health records from eye health care practices in Germany how many children receiving single vision correction showed an annual myopia progression that indicates the need of myopia management (MM).

Material and Methods: The Euronet database with a total data set of > 1 million orders from the years 2000 to 2020 served as the basis for the present analysis. The dataset was filtered by age (6 - 14 years), refractive errors and the presence of longitudinal order data (baseline and second visit after 11 - 24 months, n = 64,825). First, the database was filtered to only include children with a myopic refraction of the right eye (in
terms of the SE) of
0.5 D or below (n = 52,936). Next, the database was divided into children with an annual progression of the SE of ≤ 0.5 D (as a criterion for the need of MM, n = 25,432) and children with an annual progression of > 0.50 D (n = 27,504), respectively. The number of children that require MM per shop per year was evaluated and the groups were further characterized with regards to the distribution of baseline SE and SE progression.

Results: The analysis revealed that there are children of all ages who require myopia management, while their number increases with age, reaching a maximum at 10 to 11 years and declining afterwards (60 % of all children at age 7 and 30 % of all children at age 14, respectively). Children who have an early onset and high progression have baseline SE of around 1.50 D to 1.75 D and a second prescription SE of around 3.00 D. In contrast, children with later onset and lower progression have a similar baseline SE (average 1.62 D) but develop a second prescription SE of only around 2.00 D.

Conclusion: Awareness of myopia, its progression and its potential impact on eye health needs to be raised in Germany. Even though the absolute number of children requiring myopia management is still rather low compared to other regions, the baseline refraction of myopic children is already very high. It is important to note that children who require myopia management benefit from efficient treatment options.

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