Buchbesprechung

Bilddokumentation mit der Spaltlampe: Atlas

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Marcus-Matthias Gellrich Springer Verlag 2023 795 Seiten, mehr als 4.000 Abbildungen 179,00 Euro ISBN 978-3-662-64262-7 (print) ISBN 978-3-662-64263-4 (eBook) , @ Springer Verlag

Vor gut 100 Jahren, 1921, erschien die 1. Auflage von Alfred Vogts Lehrbuch der Spaltlampenmikroskopie, ein zeitloses Werk, dessen Bilder auch noch heute durch die Genauigkeit der Zeichnung, verbunden mit künstlerischer Ästhetik, die Betrachtenden in ihren Bann ziehen. Dr. Marcus-Matthias Gellrich, seit gut 20 Jahren niedergelassen als Augenarzt in Kellinghusen, einer kleinen Stadt in der „grünen Mitte Schleswig-Holsteins“, hat durch die Kombination von Spaltlampe und Videographie die diagnostischen Möglichkeiten mit der Spaltlampe erweitert, wenn nicht „revolutioniert“. In seinem kürzlich erschienenen Atlas „Bilddokumentation mit der Spaltlampe“ werden anhand eines ausgesuchten Bildmaterials die vielfältigen diagnostischen Möglichkeiten, die die Spaltlampe bietet, gezeigt und erklärt. Gellrich möchte mit seinem Werk ebenfalls mit der Augenheilkunde verwandte Fächer ansprechen, so auch die Optometrie und die Augenoptik.

Aus dem Kapitel „Methoden“ soll das Unterkapitel der Purkinje-Reflexe hervorgehoben werden. So lässt sich ein Keratokonus durch die Lageverschiebung des 2. Purkinje- Reflexes erkennen: Die Verbindungslinie zwischen 1., 2. und 4. Purkinje-Reflex, die normalerweise eine gerade Linie bildet, hat jetzt die Form eines Häkchens (englisch: tick). Gellrich prägte den Begriff „Tick-Test“. Intraokular bezogen lässt sich mit entsprechenden Vergrößerungseinstellungen der Spaltlampe die Brechkraft einer Intraokularlinse (IOL) anhand der Größe des 3. und des 4. Purkinje-Reflexes abschätzen. Das zweite Kapitel „Atlas – ohne Zusatzlinsen“ dürfte ebenfalls die ganze Aufmerksamkeit von Optometrie und Augenoptik auf sich ziehen. Die krankheitsbedingten Veränderungen des vorderen Augenabschnittes werden in fünf Unterkapiteln behandelt, der Katarakt-Operation, der Keratoplastik sowie der refraktiven Hornhautchirurgie wird Rechnung getragen. Dem Thema „Kontaktlinsen“, einschließlich „Kontaktlinsenkomplikationen“, sind 22 Seiten gewidmet. Das dritte Kapitel „Atlas – mit Funduslinsen“ zeigt mit der „Spaltlampen-Ophthalmoskopie“ gefundene Veränderungen im mittleren und hinteren Augenabschnitt. Im Unterkapitel „Glaukom“ werden die verschiedenen Glaukomformen anhand typischer morphologischer Veränderungen erklärt, flankiert von Gesichtsfeldbefunden und Bildern von Sehnerv und Netzhaut, die mit der optischen Kohärenztomographie gewonnen wurden. Mit dem vierten Kapitel „Atlas – mit Minus-Vorhaltelinsen“, die eigentliche „Revolution“ der Spaltlampen-Videografie, wird gezeigt, wie durch das Vorhalten einer Minuslinse vor die Optik der Spaltlampe nicht nur das ganze Gesicht der zu untersuchenden Person erfasst wird, sondern auch die Augenbewegungen in gewünschter Entfernung dokumentiert werden können, so zum Beispiel in einer Entfernung von 50 cm durch Vorhalten einer −8,0 dpt-Linse aus dem Refraktionsgläserkasten. Gellrich wendet sich mit dieser Untersuchungstechnik in erster Linie an die Strabologie, sieht in diesem Tool aber auch für die Neurologie eine Bereicherung, die Sportoptometrie nicht zu vergessen.

Fazit: Die innovative Darstellung der Möglichkeiten, die die Spaltlampen-Videografie eröffnet, verbunden mit dem umfassenden Bildmaterial, dürfte für Lernende, Lehrende, vor allem aber für die tägliche Arbeit in den Fächern Ophthalmologie, Optometrie und Augenoptik ein Gewinn sein.