Sicht.Kontakte 2024: Erfolgreicher Kongress mit über 330 Teilnehmern

Am 27. und 28. September 2024 fand die Jahrestagung der VDCO im Rahmen der SICHT.KONTAKTE 2024 im Ruhrturm Essen statt, bei der mehr als 330 Augenoptiker, Optometristen und Kontaktlinsenspezialisten zusammenkamen. Die Veranstaltung bot hochkarätige Fachvorträge, praxisnahe Workshops und wertvolle Gelegenheiten zum Austausch mit führenden Experten der Branche. Die Teilnehmer konnten erstklassige Fortbildung mit 47 renommierten und international bekannten Referenten erleben und in den 24 Vorträgen und 21 Workshops ihre praktischen Fertigkeiten vertiefen. Es war spannend, lustig, interessant, vielseitig, informativ und erhellend – auf ganzer Linie auf einem sehr hohen Niveau. Mitglieder der Gütegemeinschaft Optometrische Leistungen und der VDCO erhalten bis zu zehn COE-Punkte an nur einem Wochenende.

Der Kongress startete am Freitag mit einem Welcome-Frühstück, gefolgt von spannenden Vorträgen. Sebastian Marx eröffnete mit einem Beitrag zu „Ophthalmischen Versorgungsmöglichkeiten bei Fazialisparese“, gefolgt von Jessica Gruhl, die über Herausforderungen bei der Anpassung von weichen Kontaktlinsen sprach. Wolfgang Sickenberger beleuchtete die Versorgung von Presbyopie mit Kontaktlinsen. Den Abschluss des ersten Vortragsblocks machten Nele Opitz und Jasper Ufert mit einem spannenden Fall-Quiz zum vorderen Augenabschnitt.

Der Nachmittag startete feierlich mit der Preisübergabe des Peter-Abel-Preises für die beste wissenschaftliche Arbeit, die zur Erlangung des PhD geführt hat. Der Preisträger Emmanuel Kobia-Acquah, von der Technological University Dublin, wurde online hinzugeschaltet und stelle seine Arbeit dem Publikum vor. Anschließend lag der Fokus auf Augenchirurgie und Kontaktlinsenanpassung. Björn Bachmann stellte neue Strategien des Endothelersatzes vor, während Tobias Brockmann Ausschlusskriterien in der refraktiven Chirurgie erörterte. Christian Meltendorf präsentierte mögliche optische Probleme nach Hornhaut- und Linsenchirurgie. Abschließend gaben Laura Sauerbier und Simon Jäkel praktische Einblicke in die Anpassung von Kontaktlinsen nach Crosslinking und Keratoplastik sowie Freiform-Skleralkontaktlinsen. Der Tag endete mit dem Vortrag zu Mini-Sklerallinsen von Uwe Bischoff und Corinna Jonske.

Parallel zum Vortragsprogramm konnten die Teilnehmer am Freitag viele Workshops mit praxisnahen und spezialisierten Inhalten, die vor allem auf die tägliche Arbeit in der Optometrie ausgerichtet waren, besuchen. Im Fokus standen besonders Themen zur Kinderoptometrie und zu optometrischen Dienstleistungen. Der Workshop von Florian Ambros befasste sich mit der visuellen Analyse bei Schulkindern, wobei die Bedeutung der frühzeitigen Erkennung von Sehproblemen hervorgehoben wurde. Parallel dazu gab Simon Jäkel wertvolle Praxistipps zur erfolgreichen optometrischen Dienstleistung, die den Teilnehmern ermöglichen, ihre Praxis effizienter zu gestalten. Am Nachmittag folgte ein intensiver Workshop von Philipp Hessler, der die zehn größten Missverständnisse im Myopie-Management aufklärte und auf deren Einfluss auf die Patientenversorgung einging. In einem weiteren Workshop zeigte Sara Bachmann den Teilnehmern praktische Tipps und Tricks zur Nutzung der Optischen Kohärenztomographie (OCT), um Diagnosen präziser und schneller zu stellen.

Der Samstag begann mit einer praxisnahen Keynote von Sebastian Marx, der neue Therapieansätze beim Trockenen Auge vorstellte. Im Anschluss sprach Sebastian Golczyk über die Diagnose und Behandlung von allergischen Augenreaktionen. Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Urs Businger zum Thema Blaues Licht. Der Nachmittag startete feierlich mit der Preisverleihung des Gunter-Schamberger-Preises einschließlich eines Vortrags der Preisträgerin Sandra Schurig. Anschließend stand die Glaukom-Diagnostik im thematischen Vordergrund: Daniela Nosch sprach über glaukomatöse Veränderungen der Papille und Carl Erb erläuterte innovative Ansätze zur perimetrischen Frühdiagnose, gefolgt von einem Vortrag von Christian van Oterendorp zu den Grundlagen der Progressionsbeurteilung beim Glaukom. Zum Abschluss dieses interessanten Vortragsblocks gab Karsten Klabe einen Überblick zur Glaukomchirurgie.

Nach der Mittagspause wurde der Rolf-Weinschenk-Preis und der Ralf-Bachmann-Preis verliehen. Im Anschluss bot Philipp Herrmann einen Blick über den Tellerrand mit einem Vortrag zu seltenen genetischen Netzhauterkrankungen. Katharina Keller gab einen Überblick zu Pupillendefekten und Machteld Devenijn erläuterte die neuesten Forschungen zur Behandlung trockener altersbedingter Makuladegeneration. Die hochkarätigen Workshops am Samstag setzten sich intensiv mit praxisnahen Themen rund um die Optometrie und Kontaktlinsenanpassung auseinander und stellten so manche Teilnehmer vor die Qual der Wahl. Christian Kempgens leitete eine Session zur Anpassung weicher multifokaler Kontaktlinsen, bei der die Teilnehmer mehr über die speziellen Anforderungen und Anpassstrategien dieser Linsen erfuhren. Carl Erb behandelte das Thema Auge und Allgemeinerkrankungen, wobei er die Auswirkungen systemischer Krankheiten auf das Auge beleuchtete. Parallel dazu standen in einem Workshop mit Sophie Hornberger Marketingstrategien und deren Anwendung in der Kontaktlinsenbranche im Fokus.

Nach der Mittagspause gab es im Workshop mit Katharina Keller praktische Tipps zur systematischen Auswertung von Spaltlampenuntersuchungen. Zur gleichen Zeit leitete Sarah Schwab eine Sitzung zum Tränenfilm-Screening mit dem Topograph SBM OS1000, in dem die Teilnehmer moderne Screening-Methoden kennenlernten. 

Nach einer kurzen Kaffeepause bot Ralf Bachmann einen Workshop zur einfachen optometrischen Untersuchung, in dem er praxisnahe Grundlagen zur Untersuchung der Sehfunktionen vermittelte. Gleichzeitig leiteten Petra Zapsky und Anna Stock eine Session zu multifokalen Kontaktlinsen, in der sie zielgerichtete Anpassstrategien erläuterten. Der Tag endete mit zwei weiteren Workshops. Tom Luis Platten und Vincent Pohlan diskutierten im VDCO Young Arbeitgeber-Forum, wie man junge Arbeitnehmer für den eigenen Betrieb begeistern kann. Parallel dazu präsentierten Kerstin Meckel und Rafael Czaja im Workshop die Menicon Niji, eine innovative SiHy-Monatslinse, die durch hohen Tragekomfort und geringen Pflegeaufwand überzeugt.

Die Workshops boten wertvolle Einblicke und praxisnahe Tipps, die bei der täglichen Arbeit der Optometristen und Kontaktlinsenanpasser direkt umgesetzt werden können. Neben einem gelungenen fachlichen Kongress begeisterte die Veranstaltung durch einen aktiven und persönlichen Austausch. Die zweitägige Industrieausstellung mit 24 Ausstellerständen bereicherte mit einem umfangreichen Repertoire die Gäste. Die Besucher konnten Einblicke in neueste Technologien und Produkte der Branche nehmen und Kontakte knüpfen. An dieser Stelle bedankt sich die VDCO für das Vertrauen ihrer Partner, die gute Zusammenarbeit sowie das Engagement, die Fortbildung finanziell zu unterstützen.

Im Rahmen der SICHT.KONTAKTE 2024 wurden herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Augenoptik und Optometrie durch die VDCO ausgezeichnet. Es wurden vier Arbeiten für ihre innovativen und zukunftsweisenden Beiträge geehrt. Die Preisvergaben fanden mit der Unterstützung verschiedener Sponsoren statt.

Peter-Abel-Preis 2024: Emmanuel Kobia-Acquah

Emmanuel Kobia-Acquah erhielt den Peter-Abel-Preis für seine bahnbrechende Arbeit zur Veränderung der Aderhautdicke bei der Myopieprogression unter der Gabe von antimuskarinischen Augentropfen in einer europäischen Kinderpopulation. Seine Arbeit befasst sich mit der zentralen Frage, wie antimuskarinische Medikamente, insbesondere Atropin, die Dicke der Aderhaut beeinflussen und welche Rolle diese Veränderung bei der Progression von Kurzsichtigkeit spielt. Die Aderhautverdünnung wurde bereits mit der Entstehung und dem Fortschreiten von Myopie sowie mit myopischer Makuladegeneration in Verbindung gebracht. In einer umfassenden Studie zeigte Kobia-Acquah, dass niedrig dosierte Atropin-Augentropfen (0,01 %) das Fortschreiten der Myopie bei europäischen Kindern verlangsamen können. Besonders interessant waren seine Befunde zur choroidalen Dicke, die in verschiedenen Regionen des Auges unterschiedlich stark ausgeprägt war und durch die Anwendung von Atropin signifikant beeinflusst wurde.

Die Arbeit hebt hervor, dass die standardisierte Anwendung von Cyclopentolat für eine zuverlässige Messung der Aderhautdicke von großer Bedeutung ist, da die Tropfen die Dicke kurzfristig verringern können. Außerdem zeigte Kobia-Acquah, dass Atropin 0,01 % nicht nur sicher und gut verträglich ist, sondern auch eine deutliche Verringerung der Aderhautverdünnung und somit des Myopierisikos über einen Zeitraum von zwei Jahren bewirkt. Diese Ergebnisse liefern wertvolle neue Einblicke in die langfristigen Effekte von Atropin auf die Aderhautdicke und deren potenzielle Rolle bei der Prävention myopischer Erkrankungen. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert und wird von der VDCO gesponsert.

Gunter-Schamberger-Preis: Sandra Schurig

Sandra Schurig wurde für ihre innovative Studie zur Bewertung der Hydrophilie von Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen mit dem Gunter-Schamberger-Preis ausgezeichnet. Ihre Arbeit untersuchte die hydrophoben Bereiche auf der Oberfläche und im Kernmaterial moderner Kontaktlinsenmaterialien, indem sie die Wechselwirkung der Linsen mit dem Tränenfilm und mit Kontaktlinsenpflegemitteln durch den Einsatz des Farbstoffs Sudan IV visualisierte. In einem umfangreichen Laborversuch wurden verschiedene Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen hinsichtlich ihrer hydrophoben Areale analysiert. Dabei stellte Schurig fest, dass die Hydrophobie im Kernmaterial (Bulk) signifikant höher war als auf den Oberflächen der Linsen. Besonders bemerkenswert war, dass eine All-in-One-Lösung (MPS) hydrophobe Bereiche nach einer Benetzung mit künstlicher Tränenlösung wirksam reduzieren konnte. Die Ergebnisse haben weitreichende Implikationen für die Kontaktlinsenanpassung und -pflege, da die Reduktion hydrophober Bereiche die Benetzbarkeit der Linsen verbessert und somit den Tragekomfort erhöht. Schurigs Arbeit liefert wichtige neue Erkenntnisse zur Materialforschung und trägt zu einer Optimierung der Anwendung von Kontaktlinsenpflegeprodukten bei. Der Preis, der von Alcon gesponsert wird, ist mit 1.000 Euro dotiert.

Rolf-Weinschenk-Preis: Jessica Kemper

Jessica Kemper wurde mit dem Rolf-Weinschenk-Preis für das beste wissenschaftliche Poster im Bereich der Kontaktlinse ausgezeichnet. Ihr Poster, das sich mit Scheitelbrechwertprofilen weicher, rotationssymmetrischer Kontaktlinsen befasste, zeigte innovative Ansätze zur Optimierung der Anpassung weicher Kontaktlinsen. Die von ihr vorgestellten Profile bieten Augenoptikern ein tieferes Verständnis der optischen Eigenschaften von Kontaktlinsen und helfen, die Sehqualität für Kontaktlinsenträger weiter zu verbessern. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und wird von HECHT Contactlinsen gesponsert. 

Ralf-Bachmann-Preis: Vincent Pohlan und Florian Worsch

Vincent Pohlan und Florian Worsch wurden für ihr gemeinsames Projekt zur Entwicklung eines neuen Messverfahrens zur Bestimmung von Dysphotopsie-Effekten mit dem Ralf-Bachmann- Preis ausgezeichnet. Ihre Forschung konzentrierte sich auf die quantifizierbare Analyse von Lichtstreueffekten, die bei Kontaktlinsenträgern und Patienten nach Kataraktoperationen auftreten können. Die präzise Messmethode ermöglicht eine genauere Diagnostik und bessere Behandlungsansätze für Patienten, die an diesen visuellen Störungen leiden. Der Preis, der mit 500 Euro dotiert ist, wird von Ralf Bachmann persönlich gesponsert und wurde erstmalig für das beste wissenschaftliche Poster im Bereich der Optometrie vergeben.

Im Rahmen der diesjährigen SICHT.KONTAKTE fand ein inspirierendes und lehrreiches Treffen von Dozentinnen und Dozenten aus der Kontaktoptik statt. Lehrkräfte aus der Schweiz, Österreich und Deutschland nahmen an diesem besonderen Austausch teil, bei dem spannende Fachvorträge, lebhafte Diskussionen und praxisorientierte Workshops im Mittelpunkt standen. 

Besonderes Highlight war die Mustervorlesung von Gustav Pöltner und Horst Drexel zum Thema Keratokonus, einer komplexen Erkrankung der Hornhaut. Sie teilten ihre umfassenden Kenntnisse und langjährigen Erfahrungen, die auf große Resonanz stießen. Im Anschluss wurde im Rahmen einer Gruppendiskussion über die Didaktik in der Speziallinsenanpassung intensiv diskutiert. Dabei wurden neue Ansätze zur Wissensvermittlung in diesem anspruchsvollen Bereich erörtert. Ein internationaler Impuls kam von Prof. Phil Morgan aus Manchester, UK, der sich online zugeschaltet hatte und über die Internationale Vereinigung der Kontaktlinsenlehrkräfte (IACLE) berichtete. Seine Einblicke boten einen wertvollen Überblick über internationale Standards und Entwicklungen in der Lehre der Kontaktoptik.

Maik Stach von Wave Contact Lenses brachte mit seinem Vortrag einen innovativen Ansatz zur Anpassung formstabiler Kontaktlinsen ein. Anstelle des klassischen basiskurvenbezogenen Anpassungsverfahrens erläuterte er, wie durch die Modulation der Tränenlinse individuelle corneale oder auch Sklerallinsen optimal angepasst werden können. Für besonders herausfordernde Anpassungen wurde das Abdruckverfahren Eyeprint vorgestellt und vor Ort durchgeführt. Hierbei wird über eine spezielle Gelmasse ein Abdruck der Augenoberfläche mit einem größeren Durchmesser genommen, um exakt passende Sonderlinsen für außergewöhnliche Fälle herzustellen.

Besonders emotional war der Moment als Gustav Pöltner seinen bevorstehenden Ruhestand andeutete. Mit einer herzlichen Geste teilte er seinen umfangreichen Wissensschatz zum Thema Keratokonus mit den anwesenden Lehrkräften. Sein unermüdliches Engagement und seine Expertise sind von unschätzbarem Wert und es gebührt ihm großer Dank für seine Arbeit, die das Wissen in diesem Fachbereich nachhaltig bereichert. Ein großer Dank geht an die großzügige Unterstützung der Firma OCULUS.

Ausblick auf die SICHT.KONTAKTE 2025

Bereits jetzt laden wir alle Dozentinnen und Dozenten herzlich ein, an der SICHT.KONTAKTE 2025, die vom 10. bis 12. Oktober 2025 in Osnabrück stattfinden wird, teilzunehmen. Auch im kommenden Jahr wird das Treffen erneut eine wichtige Plattform für den fachlichen Austausch und die Weiterentwicklung der Lehre im Bereich der Kontaktoptik bieten. Wir freuen uns darauf, viele bekannte Gesichter wiederzusehen und gemeinsam neue Impulse zu setzen. Für weitere Informationen zur SICHT.KONTAKTE 2025 stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.