Originalartikel

Verändern MKH-Prismen asthenopische Beschwerden beim Lesen?

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Veröffentlicht am:
1 M.Sc.
2 Prof. Dr.
3 Institut für Optometrie, Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), Olten, Switzerland
4 SRH Hochschule in Nordrhein-Westfalen, Hamm, Germany
Schlüsselwörter
horizontale Heterophorie
asthenopische Symptome
pris- matische Korrektion
binokular Sehen
Keywords
horizontal heterophoria
asthenopic symptoms
prismatic correction
Zusammenfassung

Zweck. Asthenopische Beschwerden treten vor allem bei anspruchsvollen Sehaufgaben in der Nähe auf und stehen unter anderem im Zusammenhang mit binokularen Auffälligkeiten (zum Beispiel Heterophorie). Die Korrektion einer symptomatischen Heterophorie mit einer prismatischen Korrektion ist eine Möglichkeit, um die Beschwerden zu reduzieren. In der vorliegenden Studie wurde unter anderem untersucht, wie sich das sechsmonatige Tragen einer horizontalen prismatischen Korrektion auf Beschwerden auswirkt.

Material und Methoden. Insgesamt wurden 87 Personen entsprechend ihrer MKH-Heterophorie einer heterophoren Prismengruppe beziehungsweise Kontrollgruppe oder einer orthophoren Kontrollgruppe (N = 24) zugeteilt. In der heterophoren Prismengruppe (N = 32) erhielten die Personen während sechs Monaten eine Brille entsprechend ihrer Fernkorrektion mit einer prismatischen Korrektion; im Gegensatz dazu erhielten die Personen aus der heterophoren Kontrollgruppe (N = 31) für denselben Zeitraum eine Brille ohne prismatische Korrektion. Der Effekt der Prismen auf die asthenopischen Beschwerden wurde untersucht, in dem die Gesamtsumme des CISS-Fragebogens für die drei Gruppen zu Beginn der Studie und nach sechs Monaten (vor und nach Brillentragen) verglichen wurde.

Ergebnisse. Es konnte keine (langfristige) Prismenwirkung auf die CISS-Gesamtsumme ermittelt werden. Sowohl in der heterophoren Prismengruppe als auch in der heterophoren Kontrollgruppe stieg die CISS-Gesamtsumme nach sechs Monaten zahlenmäßig geringfügig an (statistisch nicht signifikant); bei der Betrachtung der heterophoren Personen mit einer erhöhten CISS-Gesamtsumme zu Beginn der Studie, konnte eine leichte, ebenfalls nicht signifikante Verminderung der Symptome beobachtet werden. Alle Veränderungen wurden sowohl in der heterophoren Prismengruppe als auch heterophoren Kontrollgruppe festgestellt. Eine zusätzliche Auswertung nach binokularen Profilen zeigte einen leichten Hinweis auf eine Verminderung der Symptome bei Personen mit einer reduzierten Vergenzflexibilität.

Fazit. Das Tragen einer individuellen horizontalen prismatischen Korrektion hatte keinen Einfluss auf die CISS-­Gesamtsumme. Gegebenenfalls werden weitere und breitere Ansätze, die eine systematische Erfassung der Symptome und der optometrischen Parameter ermöglichen, benötigt. Hierzu gehören zum Beispiel binokulare Profile, welche Personen entsprechend deren optometrischen Kenngrößen klassifizieren.

Abstract

Purpose. Asthenopic symptoms mostly occur during demanding near-sighted tasks and are related to binocular symptoms (e. g. heterophoria), among others. Correction of symptomatic heterophoria with prismatic glasses is one way to treat the symptoms. This study investigates the effect of wearing a horizontal prismatic correction for 6 months.

Material and Methods. A total of 87 subjects were assigned to a heterophoric prism group (N = 32), a heterophoric control group (N = 31) or an orthophoric control group (N = 24) according to their MCH heterophoria. In the heterophoric prism group, the subjects were prescribed glasses with a prismatic correction for 6 months according to their distance correction; in contrast, the subjects in the heterophoric control group had to wear glasses without prismatic correction for the same period. The effect of the prisms on complaints due to asthenopic symptoms was investigated by comparing the total sum obtained in the CISS questionnaire at the beginning of the study and after 6 months (before and after wearing glasses) for the 3 groups.

Results. A (long-term) prism effect was not apparent in the CISS total score. In both the heterophoric prism group and in the heterophoric control group, the CISS total score increased slightly and non-significantly after 6 months. When considering the heterophoric subjects with an increased CISS score at baseline, a nevertheless slight but non-significant decrease of symptoms was observed. All changes were observed in both the heterophoric prism group and the heterophoric control group. An additional analysis using binocular profiles showed a reduction in symptoms by numbers and specifically for subjects with reduced vergence facility.

Conclusion. Wearing an individual, horizontal prismatic correction had no effect on the overall CISS-score for our test subjects. Further methods that allow a systematic recording of symptoms and optometric parameters are probably necessary to observe an effect. These could be binocular profiles that classify individuals according to their binocular parameters.

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