Editorial: Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)
Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) zählt mit einem Anteil von 8,7 Prozent weltweit zu den Hauptursachen für eine Erblindung.1 Wong et al. publizierten 2014 auf Basis einer systematischen Literaturrecherche in der Altersgruppe von 45 bis 85 Jahren eine gepoolte Prävalenz von 8,01 Prozent für eine frühe, 0,37 Prozent für eine späte und 8,69 Prozent für eine beliebige AMD. Darüber hinaus fanden sie eine höhere Prävalenz von früher (11,2 Prozent) und beliebiger AMD (12,3 Prozent) bei Europäern im Vergleich zu Asiaten (6,8 Prozent und 7,4 Prozent).1
Zapata et al. ermittelten auf Basis einer retrospektiven bevölkerungsbasierten Studie (119.877 Personen) für Spanien eine Gesamtprävalenz für eine AMD von 7,6 Prozent (9.129 Betroffene). Die Prävalenz der frühen AMD betrug 2,9 Prozent, der intermediären AMD 2,7 Prozent sowie der fortgeschrittenen AMD 2,0 Prozent. Von den 9.129 Personen mit einer AMD wiesen 12,7 Prozent eine geografische und 11,9 eine neovaskuläre AMD auf. Die Prävalenz bei Frauen war höher als bei Männern.
Interessant war die Datenerhebung dieser Studie. So basierten die Angaben aus einer Datensammlung von Personen, welche zwischen 2013 und 2019 Optometrie-Zentren in Spanien aufgesucht hatten, in welchen bei den Betroffenen Fundusaufnahmen mittels einer Non-mydriatischen Funduskamera erstellt wurden. Die Fundusbilder wurden später von zwölf Netzhautspezialisten ausgewertet.2
In Deutschland beträgt der Anteil der Personen, welche von einer frühen AMD betroffen sind, laut einer Publikation von Stahl im Jahr 2017 ungefähr sieben Millionen Menschen.3 Auch wenn bis heute in Deutschland nur für die feuchte (neovaskuläre, exsudative) altersabhängige Makuladegeneration (AMD) eine zugelassene Therapie existiert, sollte eine AMD frühzeitig erkannt werden, um die Betroffenen adäquat über die Erkrankung aufzuklären. Hierzu gehört sowohl eine seriöse Information über die AMD und ihre Prävention als auch eine mögliche medizinische wie auch Low-Vision-Versorgung.
Hier sind nun neben den Ophthalmologen gleichermaßen auch Optometristen und Augenoptiker gefordert, sind diese doch oft erste Ansprechpartner für die Betroffenen. Immerhin erfolgen heute annähernd rund 87 Prozent der Verordnungen für Sehhilfen in Deutschland durch diesen Berufsstand.4
Gerade bei Vorliegen einer AMD ist deshalb eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der Angehörigen beider Eye-Care-Berufe im Interesse der betroffenen Patienten.
Die vorliegende OCL Ausgabe widmet sich mit vier themenbezogenen Publikationen dem Gesamtkomplex der AMD. Das OCL Editorial Board freut sich, hierfür exzellente Autorinnen und Autoren aus den Bereichen Ophthalmologie, Optometrie und Sozialmedizin / Epidemiologie gefunden zu haben.
Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück. (Benjamin Britten)
In diesem Sinne wünsche ich viele neue Erkenntnisse beim Studium auch dieser OCL Ausgabe.
Literaturverzeichnis
[1] Wong, W. L., Su, X., Li, X., Cheung, C. M., Klein, R., Cheng, C. Y., Wong, T. Y. (2014). Global prevalence of age-related macular degeneration and disease burden projection for 2020 and 2040: a systematic review and meta-analysis. Lancet Glob. Health, 2e, 106-116.
[2] Zapata, M. A., Burés, A., Gallego-Pinazo, R., Gutiérrez-Sánchez, E., Oléñik, A., Pastor, S., Ruiz-Medrano, J., Salinas, C., Otero-Romero, S., Abraldes, M. (2021). Prevalence of age-related macular degeneration among optometric telemedicine users in Spain: a retrospective nationwide population-based study. Graefes Arch. Clin. Exp. Ophthalmol., 259, 1993-2003.
[3] Stahl, A. (2020). The Diagnosis and Treatment of Age-Related Macular Degeneration. Dtsch. Arztebl. Int.,117, 513-520.
[4] Schmitz, S. (2023). Branchenbericht – Augenoptik in Zahlen. Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA). ZVA_Branchenbericht_2022_2023.pdf.