Editorial: Sehscreening bei Kindern

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1*Pennsylvania College of Optometry at Salus University, Optometrie Cagnolati GmbH, Duisburg, Germany

Eine Amblyopie gilt heute als häufigste Ursache für einen monokularen Sehverlust bei Kindern. Die U.S. Preventive Services Task Force empfiehlt aus diesem Grund ein Sehscreening für alle Kinder mindestens einmal zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr, um das Vorhandensein einer Amblyopie oder deren Risikofaktoren festzustellen.1 Unterschiedliche Berufsgruppen sind weltweit in verschiedenste Amblyopie-Früherkennungsprogramme bei Kindern involviert. Hierzu gehören in der Regel Ophthalmologen, Orthoptisten, Kinderärzte und Optometristen. Das Vorgehen im Kontext einer altersspezifischen Amblyopiediagnostik und Behandlung beschreibt die Leitlinie 26a des Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) detailliert.2 Die American Association for Pediatric Ophthalmology and Strabismus und die American Academy of Pediatrics empfehlen in diesem Zusammenhang einen routinemäßigen altersgerechten Fundusrotreflex-Test, eine Untersuchung auf Anzeichen von Schielen sowie eine ebenfalls altersgerechte Visusbestimmung.1

Ein äußerst interessantes Paper bezüglich eines automatisierten Sehscreenings bei Kindern wurde kürzlich in der von der Ophthalmological Society of the United Kingdom / Royal College of Ophthalmologists herausgegebenen Fachzeitschrift „Eye“ (Lond) publiziert.3 In der prospektiven Studie waren 208 Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren involviert. Die Bestimmung des Hellig­keitsunterschieds zwischen beiden Augen, die Messung der monokularen Sehschärfe mit und ohne Lochblende sowie des Farbsehens wurde mittels eines iPads ermittelt. Das Amblyopiescreening basierte auf der Quantifizierung des Helligkeitsunterschieds zweier Raumschiffe. Die Probanden schauten hierbei durch Polarisationsfilter. Der Helligkeitsunterschied wurde mittels eines Staircase-Algorithmus variiert bis eine gleiche Helligkeit der Bildpaare wahrgenommen wurde. Die Sehschärfe wurde mittels E-Haken, das Farbsehen mit Hilfe von AO-HRR-Farbtafeln, hierbei handelt es um pseudoisochromatische Testtafeln, ermittelt. Auf Basis der Ermittlung des Helligkeitsunterschieds auf dem iPad zeigte sich eine hohe Sensitivität und Spezifität bezüglich einer Amblyopieerkennung. Die durchschnittliche Testzeit für die Bestimmung des Helligkeitsunterschieds betrug 32,7 Sekunden, für das Farbensehen 52,8 Sekunden für den Visus 88,75 Sekunden. Aufgrund immer noch fehlender diesbezüglicher Evidenzen, zählt das Verordnungsmanagement bei Vorliegen von Ametropien, Anisometropien sowie Amblyopien zu den wichtigsten aber auch teilweise schwierigsten Fragestellungen im Bereich der Kinderophthalmologie und Kinderoptometrie. Aus diesem Grund sind gerade die Empfehlungen der verschiedenen nationalen und internationalen Fachorganisationen wie zum Beispiel die Leitlinien des Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), der American Academy of Ophthalmology (AAO) sowie des Consilium Strabologicum Austriacum (CSA) und Orthoptic Austria für die tägliche klinische Praxis von großer Wichtigkeit.2,4 Eine frühzeitig erkannte Amblyopie ist in den meisten Fällen behandelbar. Die von Kayne et al. vorgestellte Methodik könnte eine interessante und kostengünstige Ergänzung zu den bestehenden Screeningverfahren werden.


Literaturverzeichnis

[1] McConaghy, J. R., McGuirk, R. (2019). Amblyopia: Detection and Treatment. Am. Fam. Physician, 15, 100, 45-750.

[2] Berufsverband der Augenärzte Deutsch-lands (BVA) und Deutsche Ophthalmo­logische Gesellschaft (DOG). (2010). Leitlinie 26a Amblyopie. https://www.dog.org: Referencing 21 March 2023.

[3] Kayne, S. A., Gaspich, M., Kane, J., Weitzman, S. A., Hofeldt, A. (2023). Automated vision screening of children using a mobile graphic device. Eye (Lond). 37, 30-33.

[4] Brandner, M., Lindner, S., Langmann, A. (2012). Amblyopietherapie - Empfeh­lungen des Consilium Strabologicum Austriacum und der Orthoptic Austria. Spektrum der Augenheilkunde, 5.