Optometrie-Pioniere

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1*Pennsylvania College of Optometry at Salus University, Optometrie Cagnolati GmbH, Duisburg, Germany

Die deutsche und internationale Optometrie hat eine lange Geschichte, welche vor allem durch herausragende Persönlichkeiten mitgestaltet wurde. Der heutige Status der Optometrie ist ohne das große Engagement dieser frühen Optometrie Pioniere nicht denkbar, weshalb sich das aktuelle OCL Editorial exemplarisch dem Leben dreier Optometristen widmet, welche aus Europa stammend, die Optometrie in Australien, Deutschland und den USA mit geprägt haben. Der am 23. Mai 1908 in Köln geborene Peter Abel gilt heute als der Vater der deutschen Optometrie. Sein nationales und internationales Engagement in der Optometrie begann sogleich nach seiner Graduierung an der Deutschen Schule für Optik und Fototechnik im Jahr 1930. Peter Abel war Wissenschaftler, Kliniker und vor allem auch Berufspolitiker. Er erhielt 30 nationale und internationale Auszeichnungen und war Autor von über 400 Veröffentlichungen und fünf Büchern auf dem Gebiet der Optometrie. Als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Optometrie (DGO) war er maßgeblich an der DGO-Gebührenordnung für optometrische Leistungen verantwortlich, welche schon im Jahr 1948 Abrechnungsgebühren unter anderem für die „Prüfung des Augenzustandes, einschließlich des ophthalmoskopischen Befundes“, aber auch für „Muskelübungen“ oder „Gesichtsfeldaufnahmen enthielt.1
Ein anderer Optometrist, welcher einen großen Einfluss auf die US-amerikanische Optometrie hatte, war der 1857 in Mühlhausen/Deutschland geborene John C. Eberhard. Eberhard verbrachte die ersten neun Lebensjahre in Deutschland, bevor er mit seiner Familie nach Dayton, Ohio auswanderte. Nach seinem ersten Berufsabschluss als Bauingenieur absolvierte er einen Fernkurs am Northern Illinois College of Ophthalmology and Otologie (NICOO).2 Im Jahr 1899 wurde er Mitglied der American Association of Opticians (AAO), der Vorgängerorganisation der heutigen American Optometric Association (AAO) deren Präsident er im Jahr 1903 in Atlantic City wurde.3 Zu diesem Zeitpunkt wurde der Begriff Optometrist in den USA noch selten benutzt. Eberhards Einsatz für den Gebrauch der Begriffe Optometrie und Optometrist gilt heute als einer seiner zentralen Verdienste. James R. Gregg bezeichnet in seinem Buch „American Optometric Association – A History“ John C. Eberhard deshalb als Champion für die Verwendung des Begriff es „Optometrist“.3
Der 1903 in Hemishofen an der deutsch-schweizerischen Grenze im Kanton Schaffhausen geboren Ernst Goetz gilt heute als der erste australische Optometrist, welcher Kontaktlinsen und wahrscheinlich auch die erste Fernrohrbrille für sehbehinderte Personen verschrieb und anpasste. Nach seiner Lehrausbildung als Optiker studierte Goetz an der damaligen Jenaer Optikerschule in Deutschland. Im Jahr 1924 wanderte er nach Melbourne/Australien aus, wo er seine bemerkenswerte Karriere in der Optometrie startete. In der Publikation „Ernst Goetz 1903–1979. A pioneer of contact lens practice in Australia” beschreibt der australische Optometrist Wolfgang Gartner auf eindrucksvolle Art das ereignisreiche Leben von Ernst Goetz.4
Dieser kurze Rückblick auf das Leben der drei Optometrie-Pioniere zeigt im Kontext des heutigen Status der Optometrie einmal mehr, wie wichtig ein berufliches Engagement ist. Dies sollte Ansporn für die junge Generation heutiger Optometristen sein, sich neben ihrer klinischen Tätigkeit auch wissenschaftlich und/oder berufspolitisch zu engagieren.


[1] Geyer, H. U. (1988). Ein Leben für die Optometrie – Peter Abel und seine Zeit. Hans-Ulrich Geyer, Fachveröff entlichungen, 7012 Fellbach.
[2] Amos, J. F. (2021). History of the title Optometrist and when the O.D. degree was fi rst conferred. Hindsight, 52, 4,
86-90.
[3] Gregg, J. R. (1972). American Optometric Association: A History. American Optometric Association, St. Louis, pp. 22-23.
[4] Gartner, W. (2008). Ernst Goetz 1903-1979. A pioneer of contact lens practice in Australia. Clin. Exp. Optom., 91, 566-570.